Kurt Becker (1895–1918)

Kurt Ernst Becker, Kurt genannt, wurde am 18. Dezember 1895 in der sächsischen Ortschaft Görlitz geboren. Der Ort liegt im zwischenzeitlich preußisch-niederschlesischen Teil der Oberlausitz am westlichen Ufer der Lausitzer Neiße. Kurt Becker war der Sohn des Bahnbeamters Ernst Becker und von dessen Ehefrau Selma Becker, geborene Scheibe. Die Familie war evangelisch-lutherischer Konfession. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Kurt Becker in Görlitz haben sich sonst keine weiteren Quellen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob er im Kreis von Geschwistern aufwuchs oder das einzige Kind seiner Eltern blieb. Nach seinem Schulabschluss absolvierte Kurt Becker eine Ausbildung zum Fleischergeselle und war als solcher in Dresden tätig. Zuletzt lebte er in Großröhrsdorf in Sachsen. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Kurt Becker während der Kaiserzeit geben könnten.

Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurde Kurt Becker rekrutiert oder er meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er wurde als Unteroffizier der 2. Maschinengewehr-Kompagnie des 18. Infanterie-Regiments Nr. 192 zugeteilt. Mit seiner Kompagnie nahm Kurt Becker ab August 1915 an den Gefechten an der Westfront teil und wurde bis 1918 an verschiedenen Orten des europäischen Kriegsschauplatzes eingesetzt. So war er unter anderem an den Kämpfen seiner Kompagnie bei Somme-Py beteiligt, bei Sainte-Marie-à-Py, den Stellungskämpfen um die Festung Verdun, Fort Vaux, den Kämpfen an der Ancre sowie an der Somme und Avre. Für seinen Einsatz wurde Kurt Becker mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und der Friedrich-August-Medaille ausgezeichnet. Am 8. August 1918 wurde er nahe der Feuerstellung seiner Einheit bei der Gemeinde Le Plessier durch ein Infanteriegeschoss am Kopf tödlich verwundet und fiel seinen Verletzungen zum Opfer.

Der Gefreite Rudolf Förster war Augenzeige des Geschehens. Er gab im Dezember 1918 zu Protokoll: „Ich wurde am 8. August 1918 […] durch ein Infanteriegeschoß schwer verwundet (Beckensteckschuss). Infolge des ganzen herrschenden Trommelfeuers war es unmöglich, mich aus der Feuerlinie herauszutragen. Wie ich verwundet am Boden lag, kam Unteroffizier Becker nochmals zur von uns geräumten Stellung zurück, um den steckengebliebenen Schlitten vom Maschinengewehr zu bergen. Er sagte mir noch, daß ich mich bis zum nächsten Unterstand selber durch Kriechen schleppen sollte, da es unmöglich sei, von den Mannschaften jemand herzusenden. Während Becker mit mir noch sprach, bekam er durch Infanteriegeschoß einen Schuß in die Schläfe. Ohne jedweden Laut abzugeben, lag er darauf bewegungslos da. Ich bin der bestimmten Überzeugung, daß Becker durch den erhaltenen Schuß getötet wurde. Was sonst aus ihm wurde oder ob er beerdigt wurde, ist mir unbekannt, da ich mich kriechend rückwärts schleppen musste, um der drohenden französischen Gefangenschaft zu entgehen. Ich erreichte auch den 50 Meter rückwärts liegenden Unterstand und wurde von hier aus zum Verbandsplatz getragen.“ Kurt Becker wurde 22 Jahre alt und hinterließ seine Eltern Ernst Becker und Selma Becker, geborene Scheibe. Aus den vorliegenden Zeugnissen geht nicht hervor, wann und wo Kurt Beckers sterbliche Überreste bestattet worden sind.

——

Biographische Zusammenstellung / Autor: Johannes Gärtner

Lektorat: Daniel Funke

——

Quellen:

Genealogische Datenbanken; Ancestry.com; Eintrag zu Kurt Ernst Becker in: Dresdner Totengedenkbuch 1914–1918, 11248 Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 8277. Hauptstaatsarchiv Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, begr. von Rudolf Buchner, fortg. von Winfried Baumgart, Darmstadt 1960ff; Verlustlisten 1. Weltkrieg, Seite 26622: Becker Kurt (Görlitz). Verein für Computergenealogie. Online unter: http://des.genealogy.net/search/show/7622730 (aufgerufen am 15. April 2022).