Joachim Reinhard wurde am 4. Juni 1848 in Ratibor (dem heutigen Racibórz in Polen) geboren. Die im 13. Jahrhundert mit Stadtrechten versehene Ortschaft liegt in Oberschlesien rund 60 Kilometer südwestlich von Kattowitz (Katowice). Nach dem Ersten Schlesischen Krieg war Ratibor 1742 mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen gefallen. Im 19. Jahrhundert erlebte Ratibor, vor allem nach der Anbindung an die Eisenbahnverbindung Berlin–Wien, einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Joachim Reinhard war der Sohn des Schlossers Bernd Reinhard und der Vera Reinhard, geborene Thiede. Die Familie seines Vaters stammte ursprünglich aus Schneidemühl (dem heutigen Piła in Polen). Dort hatten sich seine Eltern kennengelernt und drei Jahre vor seiner Geburt, am 20. August 1845, geheiratet. Joachim sollte das einzige Kind des Ehepaares bleiben. Als Joachim gerade zwölf Jahre alt war, ereilte die Familie im Jahr 1860 ein Schicksalsschlag. Joachims Mutter verstarb. Sein Vater lebte als Witwer weiter in Ratibor und kümmerte sich um die Erziehung von Joachim. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Joachim Reinhard in Ratibor haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Nach seinem Schulabschluss absolvierte Joachim eine kaufmännische Ausbildung.

Am 17. Januar 1871 ehelichte der 22-jährige Joachim Reinhard Gabriele Pfeifer. Die Tochter von Nikolas Pfeifer und dessen Frau Antje Pfeifer, geborene Grünewald, stammte ursprünglich aus Danzig (dem heutigen Gdańsk in Polen). Nach der Hochzeit nahmen sich die Eheleute eine gemeinsame Wohnung in Posen (dem heutigen Poznań in Polen), wo Joachim einen Kolonialwarenladen eröffnet hatte. Im Jahr 1877 kam Joachims und Gabrieles Tochter Liselotte zur Welt. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie während der Kaiserzeit geben könnten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zogen die Reinhards nach Berlin, wo Joachim am 29. Juli 1930 – im Alter von 82 Jahren verstarb. Seine Ehefrau war nur wenige Monate zuvor im Winter 1929 verschieden. Beide Eheleute wurden in Berlin bestattet.

——

Biographische Zusammenstellung / Autor: Johannes Gärtner
Lektorat: Daniel Funke

——

Quellen:

Korrespondenz mit Nachfahren; Köbler, Gerhard, Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 7. Aufl., München 2007; Baumgart, Winfried (Hg.), Quellenkunde zur deutschen Geschichte der Neuzeit von 1500 bis zur Gegenwart, 7 Bde., Darmstadt 1982ff; Archiv für Kulturgeschichte, 1903ff.