Leopold Schmidt (1877–?)
Leopold Schmidt wurde am 2. Oktober 1877 in Aschenhausen in Sachsen-Weimar-Eisenach (heute ein Ortsteil der thüringischen Stadt Kaltennordheim) geboren. Aschenhausen liegt am Ostfuß des Leichelberges und nordwestlich der Diesburg in der Thüringer Rhön. Leopold Schmidt war der Sohn von Philipp Schmidt (1826–1905) und Caroline Schmidt, geborene Nussbaum (1835–1912). Er wuchs als jüngstes Kind des Ehepaares im Kreis von sieben Geschwistern auf: Seine Schwestern Mathilde und Sophie waren 1859 und 1869 in Aschenhausen geboren worden, seine Brüder Jakob, Moses, Julius und Isaak kamen in den Jahren 1861, 1865, 1866 und 1871 zur Welt.
Leopold Schmidt besuchte in Aschenhausen die dortige Volksschule und kam, nach Besuch der Vorbereitung für das Gymnasium, im März 1891 auf das Gymnasium in Eisenach, wo er Ostern 1898 das Zeugnis der Reife (Abitur) erhielt. Nach seinem Schulabschluss begann Leopold Schmidt ein Studium der Medizin. Im April 1898 immatrikulierte er sich an der Universität Würzburg und bestand dort im März 1900 die ärztliche Vorprüfung. Im Sommersemester 1900 genügte der Medizinstudent in Würzburg seiner Militärpflicht. Im Winter 1900 wechselte er an die Universität München und im Sommer 1901 an die Universität Berlin, bevor er zurück an die Universität Würzburg ging, wo er sich der ärztlichen Staatsprüfung unterzog und am 15. Juni 1903 seine Approbation erhielt.
Während seiner Studienzeit spezialisierte sich der angehende Mediziner im Bereich der Krebsforschung. 1903 legte der Arzt seine Inaugural-Dissertation der medizinischen Fakultät an der Königlichen Bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München vor. Der Titel seiner Doktorarbeit lautete „Über knorpelhaltige Mischtumoren des Halses und deren Beziehung zu Endotheliomen“ (Würzburg 1903). Vermutlich in den 1910er- oder frühen 1920er-Jahren heiratete der Arzt, die 1892 geborene Elisabeth Friedmann. Das Ehepaar ließ sich in Bruchsal in Baden nieder, wo a, 24. Juni 1923 ihr Sohn Werner Schmidt geboren wurde. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Dr. Leopold Schmidt und seiner Familie während der Zeit der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Dr. Leopold Schmidt. So wurde mit insgesamt sieben Verordnungen von 1933 bis 1937 „nichtarischen“ Ärzten nach und nach die Kassenzulassungen entzogen. Zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 lebte der Arzt mit seiner Familie in der Schloßstraße 11 in Bruchsal in Baden. Im Februar 1940 flüchteten Elisabeth, Leopold und Werner Schmidt aus Deutschland. Es gelang ihnen, sich in der italienischen Hafenstadt Genua einzuschiffen und sie erreichten am 4. März 1940 New York. Alle drei überlebten im Exil die NS-Zeit. Im Jahr 1946 wurden sie US-amerikanische Staatsbürger. Zu diesem Zeitpunkt lebten sie in New York. Leider haben sich bislang keine Quellen gefunden, die Auskunft darüber geben, wann und wo Leopold Schmidt verstarb. Es ist auch nicht bekannt, wo er bestattet worden ist.
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Biographische Zusammenstellung / Autor: Johannes Gärtner
Lektorat: Daniel Funke
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Quellen:
Genealogische Datenbanken; Ancestry.com; Leopold Schmidt: Über knorpelhaltige Mischtumoren des Halses und deren Beziehung zu Endotheliomen, Würzburg 1903; Adressbücher; Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, begr. von Rudolf Buchner, fortg. von Winfried Baumgart, Darmstadt 1960ff; Aubin, Hermann / Zorn, Wolfgang, Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 2 Bde., Stuttgart 1971/1976; Eintrag zu Leopold Schmidt in der Genealogie-Datenbank Geni. Online unter: https://www.geni.com/people/Leopold-Schmidt/6000000044723386893 (aufgerufen am 26. Juli 2021); Eintrag zu Dr. Leo Schmidt. Onlinedatenbank Mapping the Lives. Online unter: https://www.mappingthelives.org/bio/1644df5d-035a-4cbb-957b-9af891e66a5d (aufgerufen am 4. Juni 2021).